Nach einer Panikattacke während einer beruflichen Präsentation, wird Leena von ihrer Chefin in einen zweimonatigen, bezahlten Zwangsurlaub geschickt. Während das für viele Menschen gar nicht mal so schlimm wäre, ist es für Leena ein kleiner Weltuntergang. Ihre Arbeit ist ihr einziger Rettungsanker, seit dem Tod ihrer Schwester. Durch die viele Arbeit lenkt sie ihre Gedanken von der Tragödie weg. Doch nun, nachdem diese Möglichkeit wegfällt, weiß Leena nicht was sie die nächsten zwei Monate machen soll. Als sie am Wochenende ihre Großmutter Eileen besucht, kommt sie auf eine passende Idee. Ihre Großmutter wurde vor einiger Zeit von ihrem lieblosen Mann verlassen und ist nun auf der Suche nach einem neuen Partner. Die Kleinstadt, in der sie wohnt, hat allerdings kein hohes Aufgebot an ledigen, interessanten Männern in ihrem Alter. Doch in London sieht das schon ganz anders aus. Leena schlägt ihrer Großmutter vor für zwei Monate die Wohnungen zu tauschen, sodass sie zur Ruhe kommen und ihre Großmutter ein Abenteuer erleben kann.
Charaktere:
Ich empfand beide Protagonistinnen als sehr sympathisch und angenehm zu lesen. Allerdings muss ich sagen, dass Eileen für mich mehr Tiefe hatte. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es einfach damit zusammenhing, dass Leena ja mehr so der typische Buchcharakter ist. Man ist es gewohnt die Sicht einer 20-30-jährigen, die Beispielweise einen Verlust zu bewältigen hat, zu lesen. Dementsprechend war ihre Großmutter da mal etwas ganz anderes. Es war spannend ihren Gedankengängen und Handlungen zu folgen und vor allem auch den Kontrast zwischen beiden Frauen wahrzunehmen. Die Beiden freunden sich beispielsweise mit dem Nachbarn der jeweils anderen an, während sie selbst den besagten Nachbarn zuvor nie Aufmerksamkeit geschenkt haben. Es zeigt sehr schön, dass man manchmal vielleicht seine vorgefasste Meinung einfach mal über Bord werfen muss und über den Tellerrand hinausschauen. Was mir auch gut gefallen hat, war das es so anders im Vergleich zu den Büchern war, die ich herkömmlicherweise lese. Normal würde man ja eher denken, dass eine 20-30-jährige ihre große Liebe in einer Großstadt wie London sucht, aber weit gefehlt. Hier macht Eileen die Dating Welt unsicher, was mich das ein oder andere Mal durchaus zum Lachen bringen konnte und auch teilweise sehr überrascht hat.
Schreibstil/Spannungsbogen:
Wie schon bei „Love to Share“ bin ich sehr von dem Schreibstil der Autorin begeistert. Ich liebe das ihre Geschichten immer einen twist haben und das sie schafft, die unterschiedlichen Charaktere so toll zu beleuchten. In meinem Kopf gibt es dann immer auch zwei verschiedene Stimmen, mit denen ich lese. Es fühlt sich für mich tatsächlich so an, als wäre ich in einem ganz anderen Kopf. Ich kann natürlich nur schwer einschätzen, wie realistisch dabei Eileen war, aber zumindest vom Gefühl her, könnte ich mir gut vorstellen, dass eine aufgeweckte, ältere Dame ähnlich denkt.
Ich möchte bei „Time to Love“, aber gar nicht mal so direkt von Spannung sprechen, da das nicht in dem Sinne gegeben ist. Das Buch ist keineswegs langweilig, aber sehr idyllisch. Worin für mich ein großer Pluspunkt liegt. Natürlich möchte man manchmal Bücher, die einen vollkommen packen und mitreißen, aber manchmal eben auch nicht. Und genau so ein Buch ist „Time to Love“ für mich. Es ist eine Geschichte, in die ich wirklich gerne zurückgekehrt bin. Ich habe es, sobald ich Zeit hatte, immer direkt zur Hand genommen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Und dies vollkommen unabhängig davon, dass es keine Riesen Dramatik enthielt. Mir hat gerade gefallen, dass man während des Lesens abschalten konnte und dennoch gut unterhalten wurde. Ich konnte an vielen Stellen schmunzeln oder lachen. Manchmal taten mir die Charaktere auch leid, doch die ganze Zeit habe ich mich vor allem sehr wohl in der Geschichte gefühlt. Und genau das liebe ich an Beth O’Learys Schreibstil. Obwohl man sich sehr wohlfühlt und keine starken Emotionen geweckt werden, ist es nie langweilig und man möchte das Buch einfach nicht aus der Hand legen.
Fazit:
Ein gelungener zweiter Roman einer meiner Lieblingsautorinnen. Für mich persönlich war „Love to Share“ noch ein bisschen stärker, einfach, weil ich sehr auf Love Stories stehe und die beiden Protagonisten dort als richtig schön seltsame, aber auf eine liebenswerte Art, empfand. Wodurch „Time to Love“ besticht, ist jedoch dieser mal ganz andere Ansatz mit einer Großmutter und ihrer Enkelin als Protagonisten. Ich kenne einfach kein vergleichbares Buch und wenn man beispielsweise gar nicht mal so viel Wert auf eine Liebesgeschichte legt, dann ist das hier genau das Richtige. Man kann sich von Beth O’Leary einfach in eine tolle Welt entführen lassen, in der man sich als Leser sehr wohlfühlt, unterhalten wird und das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen mag, weil sie so einen angenehmen, humorvollen Schreibstil hat. Von mir gibt es wohlverdiente fünf Sterne und ich freue mich schon auf ihr nächstes Buch, welches voraussichtlich 2021 erscheinen soll und hoffentlich mit den beiden Vorgängern mithalten kann. ♥
Produktdetails:
- Seitenanzahl: 448
- Erscheinungsdatum: 09.06.2020
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3-453-36036-5
- Verlag: Diana
- Autor*in: Beth O’Leary
- Originaltitel: The Switch
- Übersetzer*in: Pauline Kurbasik, Babette Schröder
* Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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