Rezensionen

Rezension: Das Schicksal weiß schon, was es tut* von Brigid Kemmerer

Bewertung: 5 von 5.

“One choice doesn’t determine your whole future.”

Brigid Kemmerer

Rob hatte einst, was sich jeder in der Schule wünscht: Ansehen und Beliebtheit. Doch nachdem sein Vater aufgrund von veruntreuten Geldern in der ganzen Stadt geächtet wurde und nur noch den Ausweg des Suizids vor sich sah, liegt diese Zeit nun meilenweit hinter Rob. Selbst sein ehemaliger bester Freund hat ihm den Rücken zugekehrt und das, obwohl Rob ihn jetzt mehr den je brauchen könnte. Durch seine neue Außenseiterrolle bleibt ihm auch nichts anderes übrig, als mit Maegan das nächste Schulprojekt zu machen. Denn auch sie hat in ihrer Klasse keine Freunde, wodurch sie übrigblieb. Für die beiden beginnt eine unerwartete Reise. Während sie zunächst meiden miteinander Zeit zu verbringen oder zu sprechen, müssen sie nach und nach feststellen, dass sie vielleicht doch gar nicht so unterschiedlich sind und vor allem, dass in Rob mehr steckt als ein ehemaliger, aufgeblasener Schulsportler. Sie beginnen für einander wichtig zu werden und das Leben des jeweils anderen ein wenig besser zu machen. Doch Maegans Vater ist einer der Polizisten, die vor einigen Monaten Robs Vater vor Gericht brachten. Dementsprechend wütend ist er, als er um die neue Freundschaft seiner jüngsten Tochter erfährt. Prompt verbietet er ihr den Kontakt mit Rob, doch wird diese sich daranhalten? Und sollte nicht ausgerechnet ihr Vater wissen, dass man nicht die Kinder, für die Fehler ihrer Eltern büßen lassen sollte?

Charaktere:

Für Rob kann man eigentlich nur einen ’soft spot‘ haben. Als Leser kann man zwar nicht beurteilen, wie er vor der Geschichte mit seinem Vater drauf war, aber so wie er mittlerweile im Buch dargestellt wird, ist er ein wirklich lieber junger Mann. Mir tat wahnsinnig leid, wie furchtbar er sich wegen der Fehler seines Vaters gefühlt hat. Allein, dass er sich kaum unter die Augen des Bibliothekars getraut hat, war so herzzerreißend, wenn man bedenkt, dass Rob nichts mit der Sache zu tun hatte. Außerdem fand ich es auch wahnsinnig traurig, dass seiner Familie so gar kein Geld geblieben ist, mich hat es jedes Mal mit ihm leiden lassen, als er sein Geld dreimal umdrehen musste. Und dennoch hat er versucht anderen zu helfen, bei denen er wusste, dass es ihnen noch schlechter geht. Während Rob die meiste Zeit mit sich selbst im Konflikt stand, kann ich nur sagen, dass er ein wirklich großherziger und liebenswerter Charakter ist. Ich mochte ihn wirklich, wirklich gerne.

Im Vergleich zu Robs Problemen sind Maegans doch ein bisschen unspektakulärer. Dennoch natürlich nicht zu ignorieren. Sie wurde ihr ganzes Leben lang mit ihrer älteren Schwester verglichen. Durch diesen enormen Druck hat sie die ziemlich dumme Entscheidung getroffen bei einem Klassenweiten Test zu schummeln. Als dies aufflog, mussten alle Schüler diese Klausur neu schreiben, wodurch Maegans Ruf nicht gerade positiver wurde. Während sie bisher einfach unbemerkt war, ist sie nun verpönt. Dass ihre große Schwester, zickiger denn je, nun vom College wieder nach Hause kam, ist auch nicht gerade angenehm für Maegan. Zumal diese mit einer ganz schön unerwarteten Neuigkeit bei ihrer Familie in der Tür steht.

Schreibstil/Spannungsbogen:

Ich habe das Buch wirklich wahnsinnig gerne gelesen. Ich finde, es ist wirklich angenehm und emotional geschrieben. Ich hatte teilweise so viel Mitgefühl und auch Mitleid mit den Charakteren, als wären sie nicht fiktive Personen. Auf der anderen Seite war es dann wiederum einfach so schön, wie die beiden sich entwickelt haben und einander nähergekommen sind. Ich mag ja sehr gerne so Jugendromane, in denen zwei Charaktere zueinanderfinden, die so gar nicht damit gerechnet hätten. Auch die Spannung war meiner Meinung nach gegeben. Ich habe immer wieder gerne zu dem Buch gegriffen und bin in der Geschichte versunken.

Fazit:

Von mir gibt es eine große Empfehlung für dieses Buch. Mit Mitte zwanzig bin ich jetzt schon länger nicht mehr die Kernzielgruppe von Jugendromanen und kann mich in viele auch nicht mehr richtig hineinversetzen. Bei diesem hier ist dies allerdings nicht der Fall gewesen. Dadurch, dass die Protagonisten nicht eher typische Teenagerprobleme haben, sondern die Konflikte schon deutlich größer angelegt sind, finde ich, kann man auch als etwas älterer Leser der Geschichte viel abgewinnen. Allein dadurch, dass es so toll und gefühlvoll geschrieben ist, denke ich, kann es wirklich einer Vielzahl an Lesern gefallen. Also, wenn ihr mal wieder auf einen richtig schönen Jugendroman Lust habt, unabhängig davon, ob ihr selbst noch jugendlich seid, greift unbedingt zu diesem hier. Es würde mich sehr überraschen, sollte er euch enttäuschen.


Produktdetails:

  • Seitenanzahl: 352
  • Erscheinungsdatum: 08.11.2019
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3-7488-0011-8
  • Verlag: Dragonfly
  • Autor*in: Brigid Kemmerer
  • Originaltitel: Call it what You Want
  • Übersetzer*innen: Henriette Zeltner, Sylvia Bieker

* Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.


Meine Rezension findet ihr des Weiteren auf:


Das Buch ist erhältlich bei:

* bei kadegu (Kaufhaus des Guten), werden 10 Cent pro Bestellung an ein Kinderhilfsprojekt gespendet.

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