Rezensionen

Rezension: Alte weiße Männer* von Sophie Passmann

Bewertung: 3 von 5.

Klappentext:

Sophie Passmann ist Feministin und so gar nicht einverstanden mit der Plattitüde, der alte weiße Mann sei an allem schuld. Sie will wissen, was hinter diesem Klischeebild steckt und fragt nach: Ab wann ist man ein alter weißer Mann? Und kann man vielleicht verhindern, einer zu werden? Sophie Passmann gehört zu einer neuen Generation junger Feministinnen; das sind Frauen, die stolz, laut und selbstbestimmt sind. Sie wollen Vorstandschefinnen werden oder Hausfrauen, Kinder kriegen oder Karriere machen oder beides. Und sie haben ein Feindbild, den alten weißen Mann. Dabei wurde nie genau geklärt, was der alte weiße Mann genau ist. Eines ist klar: Er hat Macht und er will diese Macht auf keinen Fall verlieren. Doch Sophie Passmann will Gewissheit statt billiger Punch-lines, deswegen trifft sie mächtige Männer, um mit ihnen darüber zu sprechen: »Sind Sie ein alter weißer Mann und wenn ja – warum?« Die Texte, die daraus entstanden sind, gehören zu den klügsten und gleichzeitig lustigsten, die man hierzulande finden kann.

Sophie Passmann war im Gespräch mit:
Christoph Amend, Micky Beisenherz, Kai Diekmann, Robert Habeck, Carl Jakob Haupt, Kevin Kühnert, Rainer Langhans, Sascha Lobo, Papa Passmann, Ulf Poschardt, Tim Raue, Marcel Reif, Peter Tauber, Jörg Thadeusz, Claus von Wagner

Meine Meinung:

„Alte weiße Männer“ war 2019 mein erstes Buch zum Thema Feminismus. Und genau dafür finde ich es auch ein wirklich gutes Buch. Als Einstieg. Es ist sehr humorvoll und leicht geschrieben. Die Autorin führt 16 Interviews mit relativ bekannten Männern zum Feindbild des alten weißen Mannes. Das Buch gibt die Interviews teils in indirekter Rede, teils in Zitaten wieder. Auch Sophie Passmanns Gedanken werden in dem Buch deutlich. Jedoch ist es manchmal nicht sofort erkenntlich, welche Aussagen sie an den Leser richtet und welche an den Interviewpartner gingen. Damit komme ich auch direkt zu einem meiner Kritikpunkte. Der Untertitel des Buchs lautet: „Ein Schlichtungsversuch“. Für mich ist das in dem Buch leider nicht ganz so ersichtlich geworden. Natürlich weiß ich nicht auf wie viel die Gespräche herunterreduziert wurden, aber vom dem, was ich als Leser gelesen habe, hat mir ein bisschen der Biss gefehlt. Ich hatte mir vorgestellt, dass die Autorin in den Interviews mehr auf Konfrontation gehen würde. Das Buch lässt es jedoch so wirken, als hat sie die meisten Aussagen der Männer einfach hingenommen und maximal im Buch selbst ihre Gedanken niedergeschrieben. Natürlich kann das auch genau der Ansatz sein, den die Autorin verfolgt hat, nur finde ich persönlich da: „Schlichtungsversuch“ nicht unbedingt die treffendste Wortwahl. Deshalb war für mich das Buch auch allgemein leider ein wenig oberflächlich gehalten. Der Leser kann zwar ein paar Meinungen von den Interviewpartnern lesen und erhält auch durchaus anregende Denkanstöße, aber ich hätte mir persönlich einfach noch ein bisschen mehr Materie gewünscht. Vielleicht ist das aber auch genau der Sinn des Buchs, viel Raum für eigenen Gedanken lassen.

Für mich ist „alte weiße Männer“ auf jeden Fall ein gutes Buch, wenn man gerade frisch in diese Thematik einsteigt. Die Autorin hat einen sehr angenehmen, flüssigen und humorvollen Schreibstil, weshalb es, denke ich, gut geeignet ist, wenn man sich erst einmal vorsichtig an das Thema Feminismus herantasten möchte. Jemandem, der sich damit bereits eingehend beschäftigt hat, könnte da vielleicht etwas der Tiefgang fehlen.


Gastbeitrag zum Buch:

Als eingefleischte Feministin ist mir der Begriff des „alten weißen Mannes“ natürlich absolut geläufig und ich war sehr gespannt, was hinter diesem doch eher polarisierenden Titel steckt. Das Buch gliedert sich in 16 Interviews mit mehr oder weniger alten, weißen Männern, die Sophie Passmann mit sehr viel Ironie wiedergibt. Dabei beschreibt sie nicht nur die Äußerungen ihres Gegenübers, sondern schildert auch ihre eigenen Gedanken. Manche der Interviews haben mir dabei einen so interessanten Denkimpuls in meiner Einstellung gegenüber „alten weißen Männern“ gegeben, dass sie diese Einstellung auch viele Monate später noch prägt. Geändert hat sich meine Einstellung aber natürlich nicht. Denn so humorvoll Sophie Passmann ihre Interviews auch schildert und so interessant und kontrovers ihre Interviewpartner auch sind, so bleibt die Behandlung des Themas doch leider auf einem eher oberflächlichen Niveau. Eben, weil jedem Gesprächspartner nur ein paar Seiten des Buches zuteil kommen und die Unterhaltung nur aus Sicht der Autorin wiedergegeben werden. Trotzdem hat mich das Buch absolut gefesselt und ich kann es jedem nur ans Herz legen. Besonders als Einstieg in die Literatur über gesellschaftliche Probleme ist es hervorragend geeignet. Sophie Passmann hat es mit diesem Buch geschafft meine Aufmerksamkeit während des Lesens komplett einzunehmen und auch mach Weglegen des Buches noch in meinen Gedanken zu bleiben.


Produktdetails:

  • Seitenanzahl: 288
  • Erscheinungsdatum: 07.03.2019
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3-462-05246-6
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Autor: Sophie Passmann

* Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.


Meine Rezension findet ihr des Weiteren auf:


Das Buch ist erhältlich bei:

* bei kadegu (Kaufhaus des Guten), werden 10 Cent pro Bestellung an ein Kinderhilfsprojekt gespendet.

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