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Rezension: Unsichtbare Frauen* von Caroline Criado-Perez

Bewertung: 5 von 5.
Klappentext:

Unsere Welt ist von Männern für Männer gemacht und tendiert dazu, die Hälfte der Bevölkerung zu ignorieren. Caroline Criado-Perez erklärt, wie dieses System funktioniert. Sie legt die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Erhebung wissenschaftlicher Daten offen. Die so entstandene Wissenslücke liegt der kontinuierlichen und systematischen Diskriminierung von Frauen zugrunde und erzeugt eine unsichtbare Verzerrung, die sich stark auf das Leben von Frauen auswirkt. Kraftvoll und provokant plädiert Criado-Perez für einen Wandel dieses Systems und lässt uns die Welt mit neuen Augen sehen.

Meine Meinung:

„Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez ist für mich nicht nur ein Must-Read, sondern ein Buch, das man am besten mit einem Stapel Post-its in der Hand liest – einfach, um sich die vielen wichtigen Fakten markieren und später nochmal nachschlagen zu können. Ich hatte die erste Hälfte vor vier Jahren gelesen und das Buch dann irgendwann aus der Hand gelegt, weil ich es emotional nicht mehr ausgehalten habe. Es ist wirklich heftig zu lesen, was Frauen weltweit tagtäglich passiert – und die Autorin steigt auch nicht gerade mit den leicht verdaulichen Themen ein.

Vier Jahre später habe ich es nun endlich beendet. In der Zwischenzeit habe ich viel Content zum Thema Feminismus konsumiert – Bücher, Videos, Podcasts – und bin nicht mehr so schockiert wie damals mit Mitte 20. Und trotzdem hinterlässt mich das Buch mit einer gewissen Wut auf diese Welt, die auch nach Jahrhunderten immer noch männerzentriert funktioniert. Einerseits macht es mir Hoffnung, wenn ich daran denke, wie viel sich in den letzten Jahren in Bewegung gesetzt hat. Andererseits ist es immer noch erschreckend weit bis zu einer Welt, in der Frauen systematisch mitgedacht werden. Man hat das Gefühl, alle paar Wochen taucht wieder ein neuer Aspekt auf, der einfach nie auf Frauen ausgerichtet war. 7–8 Stunden Schlaf? Nett gemeint – aber als Frau braucht man wohl doch eher 9–10 Stunden, während der Periode auch gerne noch mehr.

Gerade wegen der Fülle an Informationen würde ich „Unsichtbare Frauen“ vielleicht nicht als allererstes Buch empfehlen, wenn man sich gerade erst mit Feminismus oder Gleichberechtigung beschäftigt. Es ist sehr faktenlastig und kann, wenn man noch keine Vorerfahrung hat, schnell überwältigend wirken. Sobald man aber etwas tiefer im Thema steckt, lege ich es wirklich jedem Menschen ans Herz. Besonders wünsche ich mir, dass mehr Männer solche Bücher lesen. Als Frau spürt man die strukturellen Ungleichheiten oft schon im Alltag, auch ohne konkrete Daten zu kennen. Aber Gleichberechtigung kann nur funktionieren, wenn auch (hetero, cis) Männer sich mit diesen Ungerechtigkeiten auseinandersetzen und bereit sind, gemeinsam mit uns etwas zu verändern. Und nicht zuletzt sei auch gesagt: Patriarchale Strukturen schaden, nicht nur Menschen, die weiblich gelesen oder non binary sind. Auch Männer leiden unter gesellschaftlichen Erwartungen, die sie einschränken.


Produktdetails:
  • Seitenanzahl: 496
  • Erscheinungsdatum: 10.02.2020
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3-442-71887-0
  • Verlag: btb
  • Autor:in: Caroline Criado-Perez
  • Originaltitel: Invisible Women
  • Übersetzer:in: Stephanie Singh

* Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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